Entdecke dein inneres Team – Wie deine Persönlichkeitsanteile gemeinsam Großes bewirken können!
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Anna ist heute zum dritten Mal bei mir in der Beratung. Sie wirkt erschöpft, aber entschlossen, eine Veränderung anzugehen. „Ich habe das Gefühl, dass ich im Team immer untergehe“, erzählt sie mir. „Ich habe oft großartige Ideen, aber ich traue mich einfach nicht, sie in den Meetings einzubringen. Und dann übernehme ich ständig Aufgaben, weil ich nicht 'Nein' sagen kann, selbst wenn ich schon völlig überlastet bin.“
Nachdem Anna ihre Situation beschrieben hat, frage ich sie, was sie sich konkret wünscht. „Ich möchte lernen, in Teamsitzungen klarer zu sprechen und meine Ideen selbstbewusster zu präsentieren, ohne mich dabei schuldig zu fühlen oder Angst vor Ablehnung zu haben“, antwortet sie.
Das Ziel ist klar: Anna möchte ihre Unsicherheit überwinden und ihre Bedürfnisse und Ideen stärker vertreten.
Um ihr zu helfen, schlage ich vor, dass wir mit den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen arbeiten. „Stell dir vor“, sage ich zu ihr, „all deine Anteile sitzen an einem Konferenztisch. Jeder Anteil hat seine eigene Stimme, die manchmal laut ist, manchmal leise, und jeder möchte etwas beitragen.“
Anna ist offen für die Übung und schließt die Augen, um sich das Bild vorzustellen.
Der Konferenztisch ihrer Persönlichkeitsanteile:
Ich bitte Anna, sich diesen Tisch und die Persönlichkeitsanteile, die daran Platz genommen haben, bewusst zu machen. „Wer sitzt alles an deinem Tisch?“ frage ich sie.
Sie beginnt zu erzählen: „Da ist der Kontrolleur, der will, dass ich alles perfekt mache und mich nur einbringe, wenn ich mir sicher bin, dass es richtig ist. Daneben sitzt die Ängstliche, die sagt, dass ich mich bloß nicht blamieren soll. Dann die Harmoniebedürftige, die sich wünscht, dass alle zufrieden sind und der mich warnt, niemanden zu verärgern. Aber da ist auch der Kreative, der so viele Ideen hat, aber oft übertönt wird.“
Ich spüre, wie viel Konfliktpotenzial in Annas innerem Team steckt, und mache ihr das bewusst: „Es ist interessant, dass so viele verschiedene Stimmen an diesem Tisch sitzen. Sie alle wollen, dass es dir gut geht, aber sie ziehen dich in unterschiedliche Richtungen.“
Ich lade Anna ein, mit ihren Persönlichkeitsanteilen zu sprechen. Sie wendet sich zuerst an den Kontrolleur. „Warum bist du immer so kritisch?“ fragt sie ihn. „Ich will nur, dass du nichts falsch machst“, antwortet er.
Dann spricht Anna mit der Ängstlichen: „Was möchtest du von mir?“ „Ich will dich schützen. Was ist, wenn deine Idee nicht gut ankommt?“ flüstert sie. Die Harmoniebedürftige sagt: „Du weißt, wie unangenehm es ist, wenn Konflikte entstehen. Versuch lieber, es allen recht zu machen.“
Aber der Kreative meldet sich nun lautstärker: „Ich habe so viele Ideen! Warum traust du dich nicht, mich mehr zu Wort kommen zu lassen?“
Ich helfe Anna dabei, einen inneren Dialog zu fördern, der sie unterstützt, ihre verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu integrieren. Gemeinsam überlegen wir, wie der Kontrolleur und die Ängstliche mehr Vertrauen bekommen können, ohne den Kreativen zu blockieren. Anna beschließt, dem Kreativen mehr Raum zu geben, indem sie sich gut vorbereitet, damit der Kontrolleur sich sicher fühlt. Gleichzeitig darf die Harmoniebedürftige kleine Kompromisse eingehen, ohne sie völlig zurückzuhalten.
Am Ende der Sitzung spürt Anna Erleichterung. Sie hat erkannt, dass alle Anteile ihre Daseinsberechtigung haben, aber es darum geht, eine Balance zwischen ihnen zu finden.